Bischof Sproll – Skulptur
Zur Entstehung der Kunstwerke zu Bischof Joannes Baptista Sproll
Als 1999 die Skulptur „Eugen Bolz“ entstand, wollte ich nachfolgend auch ein Kunstwerk zu seinem Zeitgenossen und Widerständler gegen den Nationalsozialismus Bischof Joannes Baptista Sproll fertigen.
Lange Zeit später, erst 2014, entschloss ich mich damit zu beginnen. Mein Anliegen war es auf diesen außergewöhnlichen Bischof aufmerksam zu machen, mit meinen Möglichkeiten als Künstler.
Vorbereitend beschäftigte ich mich intensiver mit dem Leben des Bischofs. Über Biografien, Schriften und – sehr wichtig für mich – Fotografien kam ich seiner Persönlichkeit näher. Anschließend fertigte ich kleine Skizzen auf Papier und später einen Bozetto, der den Ausgangspunkt für eine größere Stein-Skulptur bildete. Eine Lithographie und ein Portrait ergänzen die Werkreihe.
Als ich im Steinbruch von Untersberg nach Marmor Ausschau hielt, entdeckte ich einen Block, der wie eine Art „Splitter“ aussah. Gleich war mir klar, dass dies der Stein für die geplante Skulptur zu Bischof Joannes Baptista Sproll ist. Das modellieren eines lebensnahen und naturalistischen Portraits erlaubte mir noch klarer die individuellen Züge Sprolls zu erkennen, sein Wesen noch eindrücklicher zu erforschen. Es war ebenfalls eine Studie für die Arbeit an der Steinskulptur.
Die Marmorskulptur bildet das „Hauptwerk“ dieser Werkreihe und entstand zeitgleich mit einer Lithografie. In Marmor ist Bischof Joannes Baptista Sproll als „Rückkehrer“ aus dem Exil zu sehen. Es zeigt ihn in sitzender Haltung, der Kopf und eine Hand sind sichtbar ausgearbeitet und treten aus dem Block hervor. Die Geste der Hand symbolisiert Entgegenkommen, Segen und Gruß; ebenso steht sie auch dafür, dass Sproll „die Dinge wieder in die Hand nehmen“ wird. Im Gesicht spiegelt sich seine Haltung, die Klarheit und sein Wille, aber es zeigt auch einen Blick, der in Abgründe geschaut hat. Seitlich im Steinblock ist sein Wahlspruch fortiter in fide (Standhaft im Glauben) zu lesen.
Biografie von Bischof Joannes Baptista Sproll
Am 2. Oktober 1870 geboren in Schweinhausen
Vater Joseph Sproll, Mutter Maria Anna Sproll Beruf des Vaters: Straßenwärter
Joannes Baptista hatte noch 13 Geschwister
Schulausbildung:
Volksschule Schweinhausen
Lateinschule Biberach
Konvikt und Gymnasium Ehingen an der Donau
Studium: 1890 bis 1894: Theologiestudium in Tübingen
Priesterweihe: 16. Juli 1895 in Rottenburg
1895 Vikar in Hofs (bei Leutkirch)
1897 Repetent für Kirchenrecht am Wilhelmsstift
1898 Promotion zum Doktor der Philosophie
1902 Subregens am Priesterseminar in Rottenburg
1909 Pfarrer in Kirchen bei Ehingen
1912 Domkapitular in Rottenburg
1913 Generalvikar
1916 Konsekration zum Weihbischof
1919 Mitglied in der Verfassungsgebenden Landesversammlung Württemberg in Stuttgart
1926 Kapitularvikar
1927 Wahl zum 7. Bischof der Diözese Rottenburg
Bischof Sproll blieb der Volksabstimmung am 10. April 1938 fern, weil er nicht für die Liste des Führers stimmen wollte.
Demonstrationen und Ausschreitungen in Rottenburg folgten. Das bischöfliches Palais wurde teilweise zerstört und angezündet.
Bischof Sproll wurde gar als „Volksverräter“ bezeichnet.
19. August 1938: Aufenthaltsverbot für Bischof Sproll in Württemberg.
24. August 1938: Staatspolizei führt den Bischof ab, nachdem er in seinem Amtszimmer sagte, er weiche nur der Gewalt.
Stationen der Verbannung: Freiburg, Bad Dürrheim, Donaueschingen, Konstanz, Lindau, München, Bad Wörishofen, St. Ottilien, Krumbad
1940: Erkrankung an Multipler Sklerose
12. Juni 1945: Rückkehr von Bischof Sproll nach Rottenburg nach 7-jähriger Verbannung
4. März 1949: Bischof Joannes Baptista Sproll stirbt im Alter von 78 Jahren. Er war 22 Jahre lang Bischof der Diözese.
Er wird in der Sülchenkirche in Rottenburg beigesetzt.
Wahlspruch von Bischof Joannes Baptista Sproll:
„Fortiter in fide – Tapfer im Glauben“
Weitere Informationen zu Bischof Joannes Baptista Sproll
Impressionen der Ausstellung Bischof Joannes Baptista Sproll im Kiebinger Ausstellungsraum:
21. August 2015
Skulptur Bischof Joannes Baptista Sproll
Die Skulptur von Bischof Joannes Baptista Sproll findet ihren neuen Ort in der Wengenkirche in Ulm
Zitat aus der SWP von Thomas Broch:
„… . Am Montag, am 24. August, jährt es sich zum 77. Mal, dass der Rottenburger Bischof Joannes Baptista Sproll von den Nationalsozialisten von seinem Bischofssitz vertrieben und aus seiner Diözese verbannt worden ist. Sieben Jahre später, am 12. Juni 1945, hat er in Ulm zum ersten Mal wieder den Boden seiner Diözese betreten – als sehr kranker, aber keinesfalls gebrochener Mann. Sein Wahlspruch „Fortiter in fide – tapfer im Glauben“ hatte ihn von Anfang an zum Gegner der braunen Machthaber werden lassen; dass Hitler selbst kurz vor dem 24. August 1938 gefordert hat, die Angelegenheit Sproll müsse nun endgültig erledigt werden, geht aus den Akten des Nürnberger „Wilhelmstraßen-Prozesses“ in den Jahren 1947 bis 1949 hervor.
Der in Munderkingen lebende pensionierte Pfarrer und Kunsthistoriker Franz Xaver Schmid ist ein großer Verehrer Sprolls und Kenner seines Lebens und Wirkens; das hat er bereits durch zahlreiche Publikationen gezeigt. Jetzt, zu dem doppelten Gedenken von Vertreibung und Rückkehr des Rottenburger Bischofs, will er den Katholiken in Ulm ein besonderes Geschenk machen: eine Marmorskulptur von Joannes Baptista Sproll, geschaffen von dem in Rottenburg-Kiebingen lebenden Bildhauer Ralf Ehmann (48).
Die Widerständler gegen Hitler nehmen in Ehmanns Schaffen einen besonderen Platz ein. Bereits 1999 hatte er für die Stadt Rottenburg eine Skulptur des 1945 ermordeten ehemaligen Württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz gestaltet. Damals fasste er den Plan, sich auch Bischof Sproll, dem Freund von Bolz, zu widmen. Mit seinen Möglichkeiten als Künstler, so Ralf Ehmann, wolle er „auf diesen außergewöhnlichen Bischof aufmerksam machen“. Aus diesem Vorhaben entstand eine ganze Werkreihe, darunter eine Lithographie, ein Portrait, zwei Bronzeskulpturen und als Hauptwerk die Marmorskulptur. Sie zeigt nach Ehmanns eigener Deutung den Bischof als Rückkehrer aus dem Exil in sitzender Haltung; der Kopf und eine Hand sind sichtbar aus dem Block herausgearbeitet. Die Geste der Hand symbolisiert Entgegenkommen, Segen, Gruß.“…
Zu Thomas Broch:
Info: Dr. Thomas Broch war von 2007 bis 2012 Sprecher von Bischof Dr. Gebhard Fürst und der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Jetzt ist der 68-Jährige als „reaktivierter Rentner“ Bischöflicher Beauftragter für Flüchtlingsfragen der Diözese. Mit Pfarrer in Ruhe Dr. Franz Xaver Schmid verbindet ihn eine langjährige freundschaftliche Beziehung; beiden ist die Würdigung Sprolls ein ständiges Anliegen.
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