Eugen Bolz Denkmal - Rottenburg am Neckar

Portrait von Eugen Bolz
Haus der Katholischen Kirche Stuttgart
Eugen Bolz Denkmal
Detail Eugen Bolz Denkmal in Rottenburg am Neckar
Detail Eugen Bolz Denkmal
Eugen Bolz Platz - Rottenburg am Neckar

Zur Entstehung der Skulptur Eugen Bolz

Im November 1999 begann Ralf Ehmann mit der Skulptur zu Eugen Bolz. Einige Gedanken zu seiner im Januar beendeten Steinarbeit hat der Bildhauer zusammengefasst:

… Die Skulptur beinhaltet vier verschiedene Elemente: Eugen Bolz wird sichtbar in Form eines Portrait, dieses Portrait geht weit über die bloße Ähnlichkeits-Darstellung hinaus und bringt sich durch einen entschlossenen Handgestus zum Ausdruck. In diesem Portrait ist die Entschlossenheit, die Treue gegenüber sich selbst und seinem Glauben zu suchen: Bolz’ Haltung, individuell und persönlich. „Hinter“ dem dargestellten Eugen Bolz von einem Blickwinkel nicht einsehbar, ist eine nackte Figur herausgearbeitet: die Beine in Fesseln, die Arme in die Höhe zum Gebet erhoben. Ein entblößter Mensch. Was geschieht dahinter, wohin gibt es keinen Einblick? -Das Verborgene: Angst, Gewalt, Rassismus, Unterdrückung des freien Denkens – der individuellen Persönlichkeit, stellvertretend für die Opfer der Nationalsozialisten. Als Anklage! Gegen Unterdrückung. Als Mahnzeichen für Heute und für die Zukunft. Schwach herausgearbeitet zwei Stiefel in Schrittbewegung, die sich gegen die Richtung des Steinblocks „bewegen“. Durchkreuzend und unterhöhlend zeigen sich die Stiefel – im militärischen Schritt; sie stehen für den Nationalismus, gegen den Eugen Bolz gearbeitet hat. Weiterhin sind die Stiefel Synonym für Masse, den nicht greifbaren kollektiven Nationalsozialismus; keine sichtbare individuelle Person steht in den Stiefeln. Zwischen den Stiefeln, am Boden ist der enthauptete Kopf von Eugen Bolz angedeutet sichtbar. Eugen Bolz wurde ermordet, von den Nationalsozialisten. Um uns als Betrachter das Risiko bewusst werden zu lassen, das Eugen Bolz auf sich nahm, zeige ich den enthaupteten Kopf am Boden des Steins. …

Eugen Bolz Denkmal
Eugen Bolz - Denkmal, Jurakalk, 1999, Stadt Rottenburg, Eugen - Bolz - Platz
Eugen Bolz
Portrait Eugen Bolz, Bronze, 1999

Eugen Bolz – Vita

Eugen Bolz wächst in einer katholischen Familie auf und schließt sich früh dem Windthorstbund, der Jugendorganisation der Zentrumspartei, an. 1919 wird der Zentrumspolitiker Bolz zum württembergischen Justizminister, wenige Jahre später zum Innenminister ernannt. Er ist mit Maria Hoeneß verheiratet, mit der er eine Tochter hat. 1928 wählt ihn eine Rechts-Mitte-Koalition zum württembergischen Staatspräsidenten. Bolz unterstützt die Politik des Reichskanzlers Heinrich Brüning, unterschätzt jedoch Ende 1932 die politischen Ziele der NSDAP und bezieht erst Anfang 1933 deutlich Stellung gegen Hitler. Am 11. März 1933 wird seine Regierung von den Nationalsozialisten abgesetzt, Bolz selbst im Juni 1933 für mehrere Wochen in „Schutzhaft“ genommen. Er hält trotzdem Verbindung zu seinen politischen Freunden aus der aufgelösten Zentrumspartei, aus der verbotenen SPD und der früheren liberalen Deutschen Staatspartei. Später stellt er sich auch Carl Goerdeler zur Verfügung und soll nach dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 ein Ministeramt erhalten. Eugen Bolz wird am 12. August 1944 verhaftet, am 21. Dezember 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.

Eugen Bolz Denkmal Rottenburg 1
Eugen Bolz Denkmal Rottenburg
Eugen Bolz Denkmal

Eugen Bolz – Denkmal, Jurakalk, 1999, Stadt Rottenburg, Eugen – Bolz – Platz

Literatur

Joachim Köhler (Hrsg.): Christentum und Politik. Dokumente des Widerstands. Zum 40. Jahrestag der Hinrichtung des Zentrumspolitikers und Staatspräsidenten Eugen Bolz am 23. Januar 1945. Sigmaringen 1985

Joachim Köhler: Eugen Bolz. Württembergischer Minister und Staatspräsident. In: Michael Bosch/Wolfgang Niess (Hrsg.): Der Widerstand im deutschen Südwesten 1933-1945. Stuttgart u.a. 1984, S. 227 ff.

Rudolf Morsey: Eugen Bolz (1881-1945). In: Jürgen Aretz/Rudolf Morsey/Anton Rauscher: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 5. Mainz 1982, S. 88 ff.

Eugen Bolz
Eugen Bolz Portrait - Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart